In der BADA als Forschungsbibliothek sind Publikationsreihen und wissenschaftliche Projekte zu den Sammlungsschwerpunkten angesiedelt.
Herausgabe der Darstellungen von Fuhl, Brune und Kunzelmann
Die Geschichte der deutschen Augustinerprovinz seit der Säkularisation, ihre Krisenzeit während des Kulturkampfs sowie die Restaurierung des Ordens durch die Errichtung der Bayerisch-Deutschen Provinz der Augustiner unter P. Pius Keller im Jahre 1895 liegen bisher nur in verstreuten Einzelbeiträgen vor.
Ziel des Projektes ist es, die einschlägigen Darstellungen der Augustiner Klemens Fuhl (1874-1935), Godehard Brune (1876-1942) und Adalbero Kunzelmann (1898-1975) zusammenzuführen und in einem Band der Reihe Cassiciacum herauszugeben.
Digitalisierungsprojekt
Durch die Förderung der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) aus Mitteln des Programms NEUSTART KULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) konnten 2021 erstmals 89 zentrale, seltene und bisher nicht als Digitalisate vorliegende Werke aus den Sammlungsschwerpunkten der BADA digitalisiert werden.
Die als repräsentativer Querschnitt ausgewählten Kulturgüter datieren ins 16. bis 19. Jahrhundert, sind auf Latein, Deutsch, Französisch, Italienisch oder Spanisch verfasst und bilden drei Einheiten.
Ergänzend zu den Monographien mit einem thematischen Bezug zum Kirchenvater Augustinus bzw. zur Ordensgeschichte wurde die von der Augustinerordensprovinz herausgegebene Zeitschrift »Cor unum« (erschienen 1936-2004 in 62 Jahrgängen) digitalisiert. Sie enthält sowohl wissenschaftliche Beiträge als auch Mitteilungen zu einzelnen Personen, Konventen und Aktivitäten.
Nach der Einspeisung der Digitalisate und Metadaten in das Portal der DDB wird es erstmals möglich sein, einen für die Forschung bedeutenden Teil aus dem Bestand der BADA öffentlich zugänglich zu machen und damit stärker in den Fokus der Forschung zu rücken. Auch interessierte breitere Kreise erhalten damit einen bequemen Zugang zu diesen Kulturobjekten.
Darüber hinaus dient die Maßnahme dem Schutz und der nachhaltigen Sicherung dieses kulturellen Erbes.
Die Digitalisierung wurde von der Fa. Pixelprint GmbH München erfolgreich durchgeführt.
Die Digitalisate der BADA werden voraussichtlich im Laufe des Jahres 2023 über die DDB zugänglich sein.
Editionsprojekt
Johannes Hiltalingen von Basel († 1392) gehört zu den prägenden Gestalten des Augustiner-Eremitenordens: sowohl kirchenpolitisch aufgrund seiner Ernennung zum Ordensgeneral durch Papst Clemens VII. im Abendländischen Schisma als auch wissenschaftlich durch seinen in Paris verfassten Sentenzenkommentar.
Ziel des Projektes ist die Vollendung der kritischen Gesamtausgabe seiner Lectura, mit der eine über 80-jährige Editions- und Forschungsarbeit zu einem erfolgreichen Abschluß gebracht werden soll. Das Werk des Basler Theologen wird somit für den Diskurs der Geistesgeschichte des späten Mittelalters, darunter für die Augustinus-Rezeption, fruchtbar gemacht.
Editor der auf vier Bände angelegten Ausgabe ist Dr. Venício Marcolino (* 1936), Professor für Dogmatik an der Katholischen Universität Lissabon und ehemaliger Leiter eines Teilprojekts beim Tübinger Sonderforschungsbereich »Spätmittelalter und Reformation«: In jahrzehntelanger Arbeit hat Marcolino das in der 1930er Jahren von Damasus Trapp OSA († 1996) begonnene Editionsprojekt, in Verbindung mit dem früheren Augustinus-Institut der Deutschen Augustiner, bis zum Jahre 2008 für die Bücher 1-3 vollendet. Doch die endgültige Fertigstellung der Gesamtedition sowie ihre Publikation schienen in Frage gestellt.
2016 wurde durch die wissenschaftliche Kooperation zwischen dem Editor, dem internationalen Projekt ERC-THESIS am Institut de Recherche et d’Histoire des Textes (CNRS) in Paris und der Bibliotheca Augustiniana ein Weg gefunden, um das Gesamtprojekt »Johannes« in der Abschlußphase zu betreuen und die Drucklegung vorzubereiten.
Dank der großzügigen Finanzierung durch ERC-THESIS kann der Sentenzenkommentar in der von der BADA herausgegebenen Reihe Cassiciacum-Supplementbände als Teilbände 20.1/2 – 23 erscheinen.
Team:
Dr. Venício Marcolino (Editor, Tübingen)
Dr. Monica Brînzei (ERC-THESIS, Paris)
Dr. Carolin Oser-Grote (Bibliotheca Augustiniana, Würzburg)
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Bisher sind erschienen:
Tomus I: Super primum librum. Principium primum, Quaest. 1-3 (2016)
Dem Band ist eine umfassende Einführung in das Leben und die Werke des Hiltalingen, insbesondere in seinen Sentenzenkommentar, vorangestellt.
Tomus II: Super primum librum. Quaest. 4-35 (2017)
Der zweite Band der Edition umfasst die Quaestiones 4-35.
Ausführliche Indices erleichtern das Auffinden der entsprechenden Textstellen.
Tomus III: Super secundum librum (2018)
Die 28 Quaestiones aus dem zweiten Buch des Kommentars zeigen insbesondere die Schöpfungslehre sowie die Sünden- und Gnadenlehre des Johannes von Basel in der Auseinandersetzung mit bedeutenden Theologen des 14. Jahrhunderts.
Tomus IV: Super tertium librum (2020)
Der Band umfasst die 19 Quaestiones aus dem dritten Buch des Kommentars, die grundsätzlich alle um die Heilsproblematik kreisen: Einerseits geht es darum, Christus als den wahren Messias, den Gottmensch in einer Person und zwei Naturen, den Erlöser durch den Tod am Kreuz, richtig zu verstehen (Q. 1–10). Andererseits gilt es aufzuzeigen, was der Mensch tun kann und wie er sich verhalten muß, um am Geschenk der Gnade teilzuhaben und das ewige Leben zu erlangen (Q. 11–19). Dabei stützt sich Johannes von Basel – neben der Hl. Schrift – auf die Kirchenväter, vor allem auf Augustinus. Ferner zieht er ausdrücklich die bedeutenden Theologen des Mittelalters heran, darunter Thomas von Aquin und Johannes Duns Scotus sowie seine Ordensbrüder Ägidius Romanus, Thomas von Straßburg, Hugolin von Orvieto und Johannes Klenkok. Dies tut er eigenständig, manchmal zustimmend, manchmal kritisch oder ablehnend, je nach Fragestellung.
DFG-Projekt
Aus Mitteln des DFG-Förderprogramms »Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme / Kulturelle Überlieferung« wurde von August 2008 bis August 2011 die elektronische Katalogisierung des gesamten Bibliotheksbestandes finanziert.
Seit Juli 2010 ist der BADA-OPAC mit derzeit rd. 63.500 Datensätzen über den Würzburger KirchenOPAC recherchierbar. Seit Oktober 2010 kann der BADA-OPAC zudem direkt von der Homepage aus gestartet werden.
Seit April 2011 nimmt der BADA-OPAC am VThK teil und steht in diesem Meta-Katalog sowohl als selbständiger Katalog als auch im Verbund des »Würzburger Kirchen-OPAC« zur Verfügung.
Mittelfristig sollen die Bestände der Bibliotheca Augustiniana auch im K10plus (GBV+SWB) recherchierbar sein.
Bearbeiter:
Jochen Frankl
Achter Teil
GESCHICHTE DER RHEINISCH-SCHWÄBISCHEN PROVINZ
In den zwischen 1969 und 1976 erschienenen sieben Teilbänden zur »Geschichte der deutschen Augustiner-Eremiten« hat Adalbero Kunzelmann († 1975) erstmals die Geschichte der deutschen Augustiner wissenschaftlich-kritisch auf der Basis der Quellen dargestellt. Aufgrund seines Einflusses, den der Augustinerorden zumal im Spätmittelalter, in der Reformationszeit und im Barock besaß, kommt dem auf insgesamt acht Bände angelegten Werk für die Erforschung der deutschen Kirchen- und Kulturgeschichte nicht geringe Bedeutung zu.
Unter Verwertung vieler bis jetzt unbekannter oder noch nicht genutzter Quellen, vor allem auch aus dem Zentralarchiv des Augustinerordens in Rom, ist es Kunzelmann gelungen, ein abgerundetes Bild von der Tätigkeit der Provinzoberen und von der Entwicklung und dem Leben der einzelnen Klöster zu zeichnen. Die wichtigsten Dokumente werden im Wortlaut zitiert, außerdem enthält jeder Band ein Personen- und Ortsregister.
Nachdem sich die ersten vier Teilbände mit der mittelalterlichen Geschichte befassen, der fünfte Band die Zeit der Reformation fokussiert und die Bände sechs und sieben der Neuzeit und religiösen Bewegungen wie dem Jansenismus gewidmet sind, ist die Fertigstellung des Abschlußbandes durch Kunzelmann unterblieben.
Dieser achte und letzte Teilband, der sich mit der »Geschichte der rheinisch-schwäbischen Provinz“ beschäftigt, wird aus zwei Teilen bestehen: Teil VIII/1 umfaßt die Geschichte vom Ende des Mittelalters bis zum 30jährigen Krieg, Teil VIII/2 behandelt die Geschichte bis zur Aufhebung der Provinz im Jahre 1803.
Die Fertigstellung der beiden Bände ist nach dem Tod des Bearbeiters ungewiß.
Bearbeiter:
P. Dr. Michael Wernicke OSA (+)
Editionsprojekt
Der Augustinereremit Dionysius von Borgo San Sepolcro (* um 1280, † 1342), ein enger Freund Petrarcas und Vertrauter Boccaccios, hielt 1316/17 in Paris seine Sentenzenlesung zu den ersten beiden Büchern des Petrus Lombardus und wurde spätestens 1328 zum Magister der Theologie ernannt. Die Bedeutung des Dionysius, der zweimal Provinzial seines Ordens und zuletzt Bischof von Monopoli (Apulien) war, gründete bisher jedoch vor allem auf seinem renommierten Kommentar zu den Dicta et facta memorabilia des Valerius Maximus sowie auf seinen Auslegungen klassischer Autoren wie Aristoteles, Vergil, Ovid und Seneca, aufgrund derer er zum ersten bedeutenden Humanisten unter den Augustinertheologen des späten Mittelalters wurde. Dagegen fand sein Sentenzenkommentar in der Forschung kaum Beachtung, da der Text nur ungedruckt vorliegt.
Ziel des Projektes ist daher die erstmalige kritische Edition von Dionysius’ Lectura zum ersten und zweiten Buch der Sentenzen. Der wahrscheinlich einzige Textzeuge ist der um 1317 wohl in Paris entstandene und sich jetzt in der UFB Erfurt/Gotha befindende Codex Amplonianus 131 (vgl. Schum, 86f.).
Erste größere Aufmerksamkeit erfuhr der Codex Mitte der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, als im Rahmen des neu gegründeten »Augustinus-Instituts der Deutschen Augustiner« in Würzburg die Augustiner Damasus Trapp, Hermenegild Biedermann und Adolar Zumkeller eine Transkription des ersten Buches der Lectura vornahmen. Die vorgesehene Abschrift des zweiten Buches ist jedoch unterblieben.
In Anknüpfung an diese Vorarbeiten soll nun die vollständige Edition des Sentenzenkommentars des Dionysius, ergänzt durch eine Einführung in dieses Werk, unternommen werden. Es ist zu erwarten, daß der Kommentar vor allem unter dem Aspekt der Augustinusrezeption in der Auseinandersetzung mit Ägidius Romanus und Thomas von Aquin eine wichtige Rolle spielen wird.
Bearbeiter:
Dr. Andreas E.J. Grote (Leitender Redaktor des Augustinus-Lexikons, Wiss. Mitarbeiter bei Burchards Dekret Digital)
Dr. Carolin Oser-Grote (Bibliotheca Augustiniana)